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NEWS
Bettlach investiert in den Hochwasserschutz
Die Gemeinde Bettlach nimmt die zweite Etappe des Hochwasserschutz-Projekts am Giglerbach in Angriff – ein weiterer Geschiebesammler soll gebaut werden.

Diesen Sommer führte der Giglerbach über lange Zeit im oberen Teil keinen einzigen Tropfen Wasser, das Bachbett war staubtrocken. Aber Bettlacherinnen und Bettlacher wissen, dass das ganz anders sein kann: Am 7. Juni 2007, an Fronleichnam, fielen innert weniger Stunden 62,2 Liter Regen pro Quadratmeter.

Vielerorts im Kanton Bern, im Jura und auch im Kanton Solothurn traten Bäche und Flüsse über die Ufer. Im Gebiet um Huttwil und Eriswil kam es zu schweren Schäden, als die Langete und der Schwändibach ein x-faches der normalen Wassermenge mit sich brachten, Schlamm, Geröll und Holz mitrissen. Mehrere Häuser wurden unterspült, einige sogar mitgerissen, drei Menschen verloren ihr Leben.

In Bettlach trat der Giglerbach schlagartig über die Ufer. Er riss im oberen Teil dermassen viel Holz und Geröll mit sich, dass die Brücke beim Lauacherweg weggerissen und der Durchlass beim Höhenweg verstopft wurde. Das Wasser stand fast eineinhalb Meter über dem Strassenniveau und suchte sich einen Weg auch ausserhalb des Bachbetts. Keller und Häuser wurden überflutet, eine Schlammwelle bedeckte die Bahnhofstrasse. Rund 3000 Kubikmeter Geröll wurden im Bachlauf abgelagert und mussten anschliessend ausgebaggert werden.

Die im Jahr 2004 erstellte Gefahrenkarte für die Gemeinde Bettlach wurde nach diesem Ereignis komplett überarbeitet. Man hatte neue Erkenntnisse über das Einzugsgebiet des Baches gewonnen (siehe separaten Artikel). Im oberen Teil des Giglerbachs liegen nämlich noch rund 4000 Kubikmeter «aktiviertes» Material, also Gestein, Geröll und Sand, das bei einem neuerlichen Jahrhundert-Hochwasserereignis mitgerissen werden könnte.

Massnahmenkonzept und Hochwasserschutzprojekt

Im Jahr 2009 erhielt das Büro BSB und Partner den Auftrag, ein Massnahmenkonzept für die in der überarbeiteten Gefahrenkarte ausgewiesenen Naturgefahren zu erarbeiten und ein Hochwasserschutzprojekt zu erstellen. Das Massnahmenkonzept wurde vom Kanton vorgeprüft und mit dem Bundesamt für Umwelt vorbesprochen.

Eine der zentralen Massnahmen war der Bau eines Geschiebesammlers im Bereich des Höhenwegs, der im August 2012 bereits fertiggestellt werden konnte. Dieses Projekt hatte man prioritär eingestuft und aus den rund 30 Einzelmassnahmen mit einem separaten Nutzungsplanverfahren herausgelöst. Seit 2012 erfüllt der Geschiebesammler beim Höhenweg seine Aufgabe. Auf einer Länge von 85 Metern wurde das Bachbett ausgebaggert und verbreitert und so ein Ablageraum für das Geröll geschaffen. Eine rund 20 Meter lange und sechs Meter hohe Staumauer wurde gebaut, die in der Mitte eine breite Öffnung aufweist, durch die das Wasser abfliesst. Dicke Holzbalken halten grössere Gesteinsbrocken zurück, kleineres Geschiebe und Sand können weiterhin vom Bach in den unteren Abschnitt getragen werden, sodass das Bachbett unterhalb des Geschiebesammlers nicht weiter erodiert. Kostenpunkt 465 555 Franken, Bund und Kanton subventionierten das Projekt mit 204 346 Franken.

Innerhalb der drei Jahre hat sich das Auffangbecken oberhalb der Staumauer mit rund 1000 Kubikmeter Geröll und Holz gefüllt und wird laut Auskunft von Bauverwalter Titus Moser wahrscheinlich im nächsten Frühling erstmals ausgebaggert.

Mehrere Verfahren

Ursprünglich wollte man die über 30 Einzelmassnahmen entlang des Giglerbachs vom Höhenweg bis zur SBB-Linie in einem Gesamt-Hochwasserschutzprojekt ausarbeiten und umsetzen. Ziel war damals, einen kantonalen Erschliessungs- und Gestaltungsplan mit Sonderbauvorschriften über den ganzen Perimeter zu erstellen und öffentlich aufzulegen. Zu viele Hindernisse wie Eingriffe bei Grundeigentümern, Rodungsarbeiten, fehlende finanzielle Sicherheit bei der Gemeinde und weitere Gründe führten aber dazu, dass nun kantonale Erschliessungs- und Gestaltungspläne mit Sonderbauvorschriften für die einzelnen Abschnitte erstellt wurden.

Geschiebesammler beim Werkhof

In der zweiten Etappe will man nun den nächsten Abschnitt in Angriff nehmen: Der Geschiebesammler beim Werkhof soll erneuert werden. Dort hält eine kleine Mauer mit winzigen Durchlässen das Material zurück, das der Bach bei Hochwasser mitbringt. Der Durchlass bei der Brücke Jurastrasse ist viel zu klein. Oberhalb der Brücke will man einen Geschiebesammler, ähnlich desjenigen am Höhenweg, bauen, und die Brücke an der Jurastrasse soll komplett erneuert werden, breiter und mit grösserem Durchlass. Die weiter unten liegende Fussgängerbrücke würde dadurch überflüssig, weil man die Brücke an der Jurastrasse mit einem Trottoir versehen will. Die Fussgängerbrücke könnte allenfalls woanders weiterverwendet werden.

Der neue Geschiebesammler kann nicht alle Schäden verhindern, die ein wirklich grosses Hochwasserereignis verursachen würde. Er verhindert aber, dass gröbere Gesteinsbrocken bei einem Extremhochwasser Engpässe unterhalb des Werkhofs verstopfen und so zusätzlich Überschwemmungen verursachen könnte. Und weil leichteres Material nicht mehr zurückgehalten wird, ist das Bachbett unterhalb des Werkhofs, wo die Fliessgeschwindigkeit aufgrund des kleineren Gefälles kleiner ist, weniger der Erosion ausgesetzt. Die Uferböschungen werden weniger unterspült und die Kies- und Sandablagerungen bieten weiter unten den Fischen und Bachbewohnern Lebensraum.

Die Parzellen, die vom Bau des neuen Geschiebesammlers und der Brücke betroffen sind, befinden sich im Besitz der Gemeinde. Die Gesamtkosten belaufen sich auf rund 640 000 Franken, 555 000 Franken sind subventionsberechtigt – man darf von Bund und Kanton zwischen 50 und 70% an finanzieller Unterstützung erwarten, also zwischen 280 000 und 390 000 Franken. Ein öffentliches Mitwirkungsverfahren löst nochmals 2 bis 3% zusätzliche Subventionen aus. Februar oder März 2016 könnte der Nutzungsplan aufgelegt und das Einspracheverfahren durchgeführt werden. Möglicher Baubeginn wäre frühestens Anfang 2017.


Öffentliches Mitwirkungsverfahren am Montag, 14. Dezember, von 19 bis
20 Uhr im Gemeindehaus, Sitzungszimmer Gemeinderat im obersten Stock.


Jahrhundert- und andere Hochwasser

Hochwasserereignisse werden aufgrund der Wassermenge kategorisiert und statistisch benannt. Ein HQ 100 wäre demnach ein Hochwasserereignis, wie es alle 100 Jahre einmal vorkommt – so wie 2007. Die jetzige Brücke bei der Jurastrasse würde nicht einmal ein HQ 30 bewältigen können, es käme zu Überschwemmungen entlang der Jurastrasse und der Schmittengasse.

Das Schadenpotenzial bei einem HQ 100 beläuft sich laut Gefahrenkarte beim Giglerbach auf 21 Mio. Franken – Schäden an Gebäuden, Brücken und Strassen. Bei einem HQ 300 hat man ein Schadenpotenzial von rund 50 Mio. Franken, insbesondere entlang der Bahnhofstrasse und der Dorfstrasse. Die Schäden würden dann besonders hoch ausfallen, weil auch Industriebetriebe wie die Mathys AG oder Synthes betroffen wären.


Die verschiedenen Gesichter des Giglerbachs

Rund 2,7 Quadratkilometer umfasst das Einzugsgebiet des Giglerbachs laut dem Vorabzug des Raumplanungsberichts, erstellt vom Büro BSB und Partner. Der oberste Punkt liegt bei rund 1300 Meter über Meer. Der obere Teil wird durch die Mulde des Bettlachbergs gebildet, westlich und nördlich begrenzen die Felswände der Wandfluh das Gebiet. Im Osten bildet der Pass zwischen dem Bettlachberg und dem Oberen Brüggli die Grenze.

Talwärts verengt sich das Gebiet und bildet beim sogenannten «Felsli» einen Engpass. Dort vereinigt sich der Giglerbach mit dem westlichen Ast des Bettlachbergbachs. Das Gelände ist überall steil, beim Felsi mit einem Gefälle von 45%. Der obere Abschnitt des Baches bis zum Höhenweg ist naturnah mit steilen Stellen. Die Böschungen sind stellenweise aufgrund der Erosion bis vier Meter hoch. Der Untergrund der Bachsohle besteht im oberen Teil fast ausschliesslich aus Tongestein, Mergel und Mergelkalk sowie stark lehmhaltigem Bergsturzmaterial. Dieser Untergrund ist nahezu undurchlässig, folglich kann kaum Wasser versickern. Unterhalb des Felslis ist der Untergrund locker, er besteht aus Bachschutt und Bergsturzmaterial. Deshalb versickert das Oberflächenwasser stellenweise komplett und tritt woanders wieder an die Oberfläche.

Im Siedlungsgebiet wechseln sich Abschnitte mit vielen Verbauungen und naturnahe Abschnitte ab. Das Gefälle wird geringer, also lagert sich dort Geschiebe ab. Zwischen dem Höhenweg und der Bachstrasse scheint es, als fliesse der Bach unterirdisch ab. Das Wasser kommt erst unterhalb der Bachstrasse wieder zum Vorschein, von hier an führt er immer Wasser. Zwischen Bielstrasse und SBB-Trassee beträgt das Gefälle nur noch 3%. Für Fische bietet der Bach erst ab dem Bereich des Stellihofs Lebensraum.

Abflussmessstationen existieren keine am Giglerbach. Hydrologen haben jedoch berechnet, dass bei einem HQ 20 (Hochwasserereignis alle 20 Jahre) rund 6,3 Kubikmeter Wasser pro Sekunde, bei einem HQ 100 etwa 9 und bei einem HQ 300 13,5 Kubikmeter Wasser pro Sekunde beim Werkhof zu erwarten wären. Zum Vergleich: Aktuell führt die Emme in Wiler bei Utzenstorf im Schnitt rund 9 Kubikmeter Wasser pro Sekunde, die Schüss in Biel knapp 7 Kubikmeter Wasser pro Sekunde.


(Quelle: Grenchner Tagblatt, 9.12.2015)
10.12.2015 | Burkhard Corinne
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